“You have an open border, you get the far right. And once you get them, you can’t get rid of them.", https://www.nytimes.com/2024/08/17/style/alex-karp-palantir.html?unlocked_article_code=1.Dk4.QaO5.uycbSSx7w8gs
Diese Aussage hat mich sofort angesprochen. Das scheint mir sehr plausibel und weist Rechts eine Rolle zu: Rechts zieht Grenzen. Damit steht Rechts für Identität.
Identität? Ja, denn Identität kann sich nur innerhalb von Grenzen herausbilden. Früher waren die natürlich, z.B. Berge, Gewässer. Auf beiden Seiten solcher Grenzen lebten die Menschen anders (Sprache, Kultur). Heute sind Grenzen weniger physisch/materiell. Das macht es schwieriger zu sehen, wo sie verlaufen bzw. fehlen.
Identität ist das, was sich in Stabilität als Eigenheiten herausbildet. Grenzen schaffen einen Raum, in dem eine gewisse Stabilität entstehen kann, die zu einer Identität führt. Menschen brauchen Stabilität, sie wollen Identität (individuell, gemeinschaftlich).
Ja, sie wollen auch Variabilität. Sie sind neugierig. Allerdings in Maßen. Die Balance zwischen Stabilität und Variabilität ist ein Prozess, den man im Blick haben muss. Weder zur einen noch zur anderen Seite sollte man aus der Balance kommen.
Insofern können Rechts und Links den Polen Stabilität und Variabilität zugeordnet werden. Zu viel von beidem ist einer guten Gemeinschaft abträglich.
Wenn Rechts nun so einen Aufschwung hat, scheint eine Imbalance entstanden zu sein. In der bisherigen Stabilität hat sich eine Haltung herausbilden können, die Variabilität überschätzt und Grenzen unterschätzt. Dem Esel ist zu wohl geworden, er ist aufs Eis gegangen; er meint, grenzenlos leben zu können. Grenzen wurden geschliffen ohne an Konsequenzen zu denken.
Der Rechts(d)ruck in vielen Staaten im Westen scheint nun eine natürliche Gegenreaktion darauf zu sein. Die Menschen sind neugierig, sie wollen sich entwickeln können, Wohlstand aufbauen - aber auch das hat seine Grenzen. Sie wollen nicht beliebige Variabilität, die sie als Instabilität empfinden.
Menschen brauchen eben auch Stabilität. Wenn sie die vermissen... rücken sie nach rechts.
Wem das nicht gefällt, der muss sich ums Ausgangsproblem kümmern: die Erosion der Grenzen, das Wachstum von Instabilität. Grenzen sind wieder zu ziehen, Raum für die Entwicklung von Stabilität zu schaffen. So wenige Grenzen wie möglich, so viele wie nötig. Dann pendelt die Gesellschaft wieder mehr in die Mitte.