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2024-08-12 08:12:44

quillie on Nostr: Nur wer (Kriegs)-Propaganda als solche erkennt, wird sich gegen diese wehren können. ...

Nur wer (Kriegs)-Propaganda als solche erkennt, wird sich gegen diese wehren können. #blogpost #propaganda

Will man der Bundeszentrale für politische Bildung glauben, so handelt es sich bei Propaganda um den Versuch der gezielten Beeinflussung des Denkens, Handelns wie auch Fühlens von Menschen. Charakteristisch für Propaganda ist, dass sie darauf verzichtet die verschiedenen Seiten einer Thematik darzulegen, sondern gezielt Meinung mit (Fehl)-Information vermischt. Wer Propaganda betreibt, strebt nicht danach zu diskutieren oder die Öffentlichkeit gar mit Argumenten zu überzeugen, sondern greift zu verschiedensten Manipulationstechniken, die die Emotionen und das Verhalten der Öffentlichkeit beeinflussen. Propaganda nimmt dem Menschen (eigenständiges) Denken ab und gibt ihm stattdessen das Gefühl, mit der übernommenen Meinung goldrichtig zu liegen. Hier zeigt sich auch der wesentliche Unterschied zum Journalismus: Journalismus strebt nach Aufklärung, indem alle verfügbaren Fakten und Hintergründe dargelegt werden und der Empfänger selbst darüber entscheiden darf, was er für richtig und was er für falsch hält [1].

Zwar verbinden wir den Begriff Propaganda heutzutage mit autoritären und totalitären Staaten, wo diese auch zweifelsfrei Anwendung findet, doch kommen Propagandatechniken auch im Westen zum Einsatz, wenn auch in einer auf die demokratische Herrschaftsform zugeschnittene Art und Weise. Wie die Geschichte gezeigt hat - hier sind die Werke von Edward Bernays ganz besonders relevant [2] - wurde Öffentlichkeitsarbeit, sprich Public Relations (PR), basierend auf den Erkenntnissen der Propagandaforschung verfeinert, über welche die öffentliche Wahrnehmung von Personen, Konzernen und Regierungen beeinflusst wird. In Summe lässt sich daraus ableiten, dass auch Propaganda in unseren Breitengraden Tradition hat.

Nun halte ich es in Zeiten von (leider) wiederkehrenden heißen Konflikten in Europa besonders wichtig sich über existierende Manipulationstechniken wie auch gezielter Meinungsmache in (Massen)-medien bewusst zu sein wie auch erscheinenden Artikeln, Posts, Videos und ganz besonders Schlagzeilen mit einem gewissen Grad an Achtsamkeit zu begegnen, um nicht umgehend Opfer von Manipulation zu werden. Denn wie schon von der bereits erwähnten Bundeszentrale für politische Bildung erwähnt wurde, kann nur jener sich gegen den Einfluss von Propaganda wehren, der diese als solche erkennt. Dadurch motiviert nehme ich heute die Prinzipien der Kriegspropaganda ins Fadenkreuz.

„Auf die Dauer vermag auch die frechste und bestorganisierte Propaganda nichts gegen die Wahrheit.“ ―Albert Schweitzer

Die Prinzipien der Kriegspropaganda

Unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs schrieb Arthur Ponsonby, britischer Adeliger & Staatsbeamter, 1928 das Buch “Lüge in Kriegszeiten”, in welchem er die Mechanismen der damaligen Kriegspropaganda untersuchte. Er steht übrigens im Verdacht Urvater des berühmten Zitats “das erste Opfer im Krieg ist die Wahrheit” zu sein [3]. In diesem Werk schildert Ponsonby 20 Aspekte, die wiederum später von der Historikerin Anne Morelli im Jahr 2001 zu den zehn Prinzipien der Kriegspropaganda zusammengefasst wurden. Wie sie selbst betonte geht es bei diesen Prinzipien nicht darum herauszufinden, wer lügt und wer die Wahrheit sagt, wer das glaubt, was er sagt, sondern Mittels dieser Prinzipien die verbreitete Propaganda zu veranschaulichen und ihr Funktionieren zu beschreiben (Seite 6, [4]). Nachdem ich mich selbst mit diesen Prinzipien beschäftigt hatte, wurde mir mit jeder einzelnen Gedankenrunde immer klarer, wie die von Anne Morelli beschriebenen Prinzipien als wie eine Art Leitfaden verwendet werden, um Pressemeldungen, Argumente und Schlagzeilen in Sozialen Medien so zu formulieren, dass unabhängig vom Geschehnis stets eine unterbewusste Botschaft mitschwingt, so dass der gewünschte Effekt der Manipulation maximiert wird.

Nun könnte man nach Durchsicht der größten Tagesblätter des Deutschsprachigen Raums etliche Beispiele für jeden einzelnen der in Kürze vorgestellten Prinzipien präsentieren, doch habe ich in Anbetracht des Themas bewusst Abstand davon genommen, um nicht gewisse Journalisten - oder kriegstreibende Propagandisten wie ich sie nenne - samt Klarnamen an den Pranger zu stellen. Wie Anne Morelli, sehe ich den größtmöglichen Mehrwert darin, die Mechanik offenzulegen, um die Leserschaft für dieses Thema zu sensibilisieren.

Wir wollen keinen Krieg!

Stets wird versichert, dass man den stattfindenden Krieg keines Falles wolle. In einer demokratischen Gesellschaft ist Krieg ein ungebetener Gast, weswegen Bevölkerungen fast ausnahmslos jedes Mal in die Kriegsbereitschaft hineingelockt werden müssen, siehe Brutkastenlüge im Zusammenhang mit dem Irakkrieg. Nun kann man sehr oft beobachten, wie Staatsführer stets in aller Inbrunst gegen den aktuellen oder einen eventuell bevorstehenden Krieg poltern. Wenn jedoch alle Personen an den entscheidenden Machthebeln so sehr gegen Kriege sind, wie können Kriege dann überhaupt ausbrechen?

Der Gegner ist allein für den Krieg verantwortlich!

Der zugrundeliegenden Logik nach zeigt jeweils die eine Kriegspartei auf die andere und schiebt dabei die Schuld für den stattfindenden Krieg der anderen Seite zu. Selbst hat man natürlich keine provozierenden Schritte gesetzt, wie etwa das Stationieren von Raketensystemen, das Verschieben von Machtblöcken oder Ähnliches. Statt zum Mittel der Diplomatie zu greifen muss der Konflikt jetzt weiter angeheizt und der Krieg fortgeführt werden, denn schließlich muss dieser Krieg jetzt geführt werden, damit (ewiger) Frieden herrschen kann - siehe “Krieg ist Frieden” nach George Orwell. Darüber hinaus kann der Konflikt auch deshalb nicht beendet werden, weil der Feind sonst “unsere Werte” zerstört, “uns” die Freiheit nimmt oder gar ein Genozid “an unserem Volk” stattfindet.

Der Führer des feindlichen Lagers wird dämonisiert

Dieses Prinzip folgt der Logik des Reduzierens eines ganzen Landes auf eine an der Spitze sitzenden Person, also dem Zuschneiden auf Putin, Obama, Scholz, etc. Diese Person repräsentiert quasi einen fleischgewordenen Dämon, der die Macht über das Feindesland errungen hat und nun in Abwesenheit von geistiger Gesundheit einen Konflikt vom Zaun bricht. Morelli argumentiert dazu: “Man kann eine Gruppe von Menschen nicht insgesamt hassen, nicht einmal als Feinde. Es ist daher wirkungsvoller, den Hass auf die feindliche Führungspersönlichkeit zu richten. Der Gegner bekommt so ein Gesicht und dieses Gesicht wird natürlich Gegenstand des Hasses werden.”

Wir verteidigen ein edles Ziel und keine besonderen Interessen!

Der Fokus auf moralische und legitime Werte spielt diesem Prinzip nach deshalb eine besondere Rolle, weil es dazu dient die wirtschaftlichen und geopolitischen Ziele der eignen Seite zu verdecken, was auf das Stärken der Zustimmung der eigenen Bevölkerung schielt, da der Konflikt zu einem gewissen Grad nur durch Zustimmung eben dieser Bevölkerung geführt werden kann. So hatte Antonio Gramsci dargelegt wie sich die Ziele des Ersten Weltkriegs in drei Punkte zusammenfassen lassen: den Militarismus zu vernichten, die kleinen Staaten (wie etwa Belgien) zu verteidigen und die Welt für “die Demokratie” vorzubereiten. Letzteres Argument fand sich auch in den Konflikten des aktuellen Jahrhunderts in ähnlicher Form als “Spreading Democracy” oder “Befreiung des Iraks” wieder. Ergänzend könnte man zu diesem Prinzip sagen, dass ein Unterton von “der Feind ist ein blutrünstiges Monster aus einer barbarischen Gesellschaft” mitschwingt.

Der Feind begeht wissentlich Grausamkeiten, wenn wir Fehler machen, geschieht dies unbeabsichtigt

Erzählungen über Gräueltaten des Feindes stellen ein wesentliches Element von Kriegspropaganda dar. Zwar sind Grausamkeiten zweifelsohne integraler Bestandteil eines jeden Krieges, und das auf beiden Seiten, jedoch ist die gegensätzliche Darstellung der eigenen “humanitären” Armee, die selbstverständlich von der Bevölkerung geliebt wird, und der feindlichen Armee, die als einzige Kriegspartei Grausamkeiten begeht, altbekannte Propaganda. Üblicherweise begnügt man sich nicht mit den tatsächlich auftretenden Verbrechen, im Gegenteil, man kann in vergangenen Konflikten wiederholt beobachten wie Verbrechen gegen die Menschlichkeit am Schreibtisch erfunden werden, um den Feind als die Wiederkehr Adolf Hitlers erscheinen zu lassen.

Der Feind benutzt unerlaubte Waffen

In gewisser Weise ergänzt dieses Prinzip das vorangegangene und das nämlich um den Aspekt den Krieg selbst auf ritterliche Art und Weise zu führen, als wäre Krieg ein vollends definiertes Brettspiel, während der Feind geächtete Waffen einsetzt - zu jenen man selbst natürlich niemals greifen würde. Die Geschichte zeigt, dass hier oft der Gegenseite vorgeworfen wird, was die eigene Armee-(führung) bereits lange vorbereitet oder gar eingesetzt hat. Ein älteres Beispiel wäre die Verwendung von Giftgas im Ersten Weltkrieg, während Streumunition wie auch mit Uran angereicherte Munition ein trauriges Kapitel der vergangenen Monate ist.

Wir erleiden geringe Verluste, die Verluste des Feindes sind erheblich

Zitat aus dem Buch von Morelli: “Von seltenen Ausnahmen abgesehen, schließen Menschen sich eher den siegreichen Anliegen an. Im Falle des Krieges hängt die Präferenz der öffentlichen Meinung sehr stark von den augenscheinlichen Ergebnissen des Konflikts ab. Wenn die Ergebnisse nicht gut sind, muss die Propaganda unsere Verluste verschleiern und die des Feindes übertreiben.”

Anerkannte Kulturträger und Wissenschafter unterstützen unser Anliegen

Ein unterschätztes Mittel der Propaganda ist das Einbeziehen von Personen des öffentlichen Lebens, favorisiert jene zu denen möglichst große Teile der Bevölkerung ein Vertrauensverhältnis entwickelt haben oder Personen mit einer gewissen “moralischen Autorität”, wie etwa geistliche Führer. Darüber hinaus ließen sich in der Vergangenheit - wie auch heute - Künstler und Medienschaffende dazu instrumentalisieren Filme, Dokumentationen und Karikaturen über den Feind zu erstellen wie auch zu verbreiten. Man rufe sich in Erinnerung, dass man nicht ohne Grund von der Heimatfront spricht. In einer halbwegs von Demokratie geprägten Gesellschaft entscheidet das Wahlvolk wie lange ein Konflikt noch geführt werden kann bzw. wie stabil die kriegsführende Regierung im Sattel sitzt.

Unser Anliegen hat etwas Heiliges

Dieses Prinzip mag bei erster Betrachtung an die Kreuzzüge erinnern, bei jenen “der Wille Gottes” in gewisser Weise im Mittelpunkt stand. Ein in meinen Augen wichtiges Element bei diesem Aspekt ist die versteckte Nachricht des Kampfes Gut gegen Böse. Wir, die Guten, kämpfen gegen das Böse, den Feind, und treiben diesen Konflikt nun gewaltsam voran, um die Welt von dem Bösen zu befreien, die Welt also einer Heilung zu unterziehen. Neben dem religiös angehauchten Argument scheint dieses Propagandaprinzip um das Schlagwort “Demokratie” bereichert geworden zu sein. Wie in meinen Augen zurecht aufgezeigt wird, sprach auch George Bush von der “Achse des Bösen” wie auch der Pflicht dem Irak Demokratie zu bringen, also ein Gut, dass gottesgleiche Züge zu haben scheint. Sprachliche Ausschmückungen wie “Gott ist mit uns” tun in Botschaften, die sich nach diesem Prinzip richten, ihr übriges.

Wer unsere Propaganda in Zweifel zieht, arbeitet für den Feind und ist damit ein Verräter

Das zehnte und somit letzte Prinzip kann mit den vorangegangenen Prinzipien kombiniert werden. In manchen Situationen dient dieses Prinzip jedoch auch als Leitmotiv im Umgang mit kritischen Stimmen aus der Heimatfront. Wer auch immer Meldungen, Schlagzeilen oder gar Argumente infrage stellt, ist automatisch ein Kollaborateur des Feindes. Anhand dieser polarisierten Betrachtungsweise des “entweder bist du für uns oder gegen uns” muss umgehend Farbe bekannt werden. Durch diese Eliminierung einer abgewogenen Betrachtung von komplexen Ereignissen wird es also unmöglich gemacht, eine abweichende Meinung zu entwickeln, ohne einen regelrechten Lynchprozess am Hals zu haben. Man könnte dies auch als das Ende des Meinungspluralismus interpretieren, wo jegliche Opposition zum Schweigen verurteilt wird und zur Not diffamiert wie auch diskriminiert wird.

(Weitere) Methoden der Kriegspropaganda

Wie in [6] präsentiert, können Propagandisten auf eine erstaunlich große Bandbreite von Manipulationsmethoden zurückgreifen. In meinen Augen lohnt sich ein kurzer Blick darauf. Ein wesentlicher Punkt, den es meiner Meinung nach zu beachten gilt, ist die Tatsache, dass mit dem gezielten Einsatz von (Kriegs)-Propaganda meist lange vor dem ersten Schusswechsel begonnen wird und auch nach Beendigung des Konfliktes Propaganda einen wichtigen Teil der militärischen Strategie darstellt.

Die Rolle von Angst

Das Zeichnen eines immanenten Bedrohungsszenarios, welches besonders über die emotionale Schiene wahrgenommen wird, stimmt Menschen am ehesten um die Notwendigkeit eines Militäreinsatzes zu befürworten. Dabei spielt es meiner Ansicht nach gar keine so große Rolle, ob diese Bedrohung real existiert oder nicht, ausschlaggebend ist die gefühlte Wahrnehmung der Bevölkerung. Bestehende oder induzierte Angst lassen sich durch geschicktes Beeinflussen schnell in Wut wandeln und am Ende des Prozesses in einen flammenden Hass auf den vermeintlichen Feind. Aus diesem Grund wird oft ein Zustand der permanent gefühlten Bedrohung geschaffen, sodass in den Köpfen eine gefühlte Gefahr für Laib und Leben so oft wie möglich präsent ist. Dieser Prozess wird durch ständiges Wiederholen der Botschaft verstärkt, bis es sich tief im Unterbewusstsein der Bevölkerung eingenistet hat.

Zensur

Zensur - das gezielte Unterdrücken oder Weglassen von Informationen zu einem Sachverhalt, ist schon lange fixer Bestandteil von Propaganda. Bestimmte Sichtweisen können in der Abwesenheit von Gegenargumenten oder gar Gegenbeweisen besonders gut verfestigt werden. Hierzu genügt es aus Sicht des Staatsapparats nicht nur Beiträge zu löschen oder Meinungen zu unterdrücken, nein, damit dies möglich ist, muss flächendeckende wie auch umfängliche Überwachung stattfinden, damit in den Augen des Unterdrückers problematische Informationen schnellstmöglich aus dem Verkehr gezogen werden können.

Von Zensur betroffen sind Druckerzeugnisse wie etwa Zeitungen und Bücher, aber auch Ton und Bildproduktionen. Auf digitaler Ebene können Webseiten, Blogs, Content Creatoren oder gar ganze Online Communities hiervon betroffen sein. Im Kontext eines Krieges ist es für die heimische Konfliktpartei von enormer Bedeutung Zensur anzuwenden, um dem Feind keinerlei geheime Informationen zukommen zu lassen - zum Beispiel über Waffen, Truppenbewegungen oder geplante Manöver der eigenen Einheiten. Ein weiteres Anliegen geht in die Richtung wie der Krieg in der Öffentlichkeit dargestellt wird. So kann ohne Anwendung von Zensur das Vertrauen in die Politik schwinden und somit schlussendlich die Zustimmung zum Fortführen der kriegerischen Handlungen schwinden. Dies kann beispielsweise passieren, sobald die Bevölkerung von Niederlagen, Fehlschlägen, dem von der eigenen Armee ausgelösten Leid oder gar Kriegsverbrechen der eigenen Reihen Wind bekommt. Daher ist es im Interesse des Zensors solche Informationen geheim zu halten. Während die direkte Zensur in der westlichen Welt weitestgehend abgeschafft wurde, findet indirekte Zensur nach wie vor Anwendung. Hierbei ist die Zugangskontrolle zu bestimmten Informationen gemeint. Es existieren quasi Torwächter, die darüber entscheiden welcher Journalist welche Informationen gefüttert bekommt. Darüber hinaus können Informationen - etwa über bestimmte Kriegsverbrechen - bewusst vorenthalten werden oder Journalisten dürfen bestimmte Orte erst gar nicht betreten. Somit bleibt vielen Journalisten wie auch Berichterstattern oft nichts anderes übrig, als die Meldungen der Militärführung zu übernehmen.

Eine dritte Form von Zensur, die in meinen Augen oftmals gar nicht erst bedacht wird, ist die Selbstzensur von Berichterstattern. Obwohl es in vielen Fällen keine politischen oder militärischen Zensurvorschriften gibt, unterschlagen Berichterstatter bestimmte Informationen. Erklärungen hierfür können Motivationen wirtschaftlicher Natur eines Mediums, direkte Bestechung oder Begünstigung sein. Nicht zu unterschätzen ist die aufkommende Angst eines Journalisten sich durch das Vertreten von unpopulären Ansichten Karrierechancen zu verbauen. Zu dieser Gefühlslage kommt hinzu, dass Journalisten oftmals wegen ihrer eigenen Weltanschauung und dem damit verbundenen Wertekompass die Realität nur einseitig wahrnehmen.

Die Verzerrung der Sprache

Die menschliche Sprache verwendet Bilder um Botschaften zu transportieren. Dabei ist jedes Hauptwort wie ein Paket mit einem gewissen bildlichen Inhalt zu verstehen. Zudem lassen sich durch geschickte Auswahl von Worten Stimmungen hervorrufen oder unterdrücken. In der Kriegspropaganda unterscheidet man hier zwischen:

  • Black Words - Diese dienen zum Erschaffen eines klaren Feindbildes, welche beim Empfänger Unbehagen und Angst wecken können. Besonders in Kriegszeiten greifen Politiker in ihren Ansprachen auf Begriffe wie Diktator, Hass, Waffen, Terrorismus, Unterdrückung, Regime, Tyrannei, das Böse und so weiter zurück.
  • White Words - Hierbei handelt es sich um sprachliche Bilder, die mit positiven Gefühlen verbunden sind und dienen, strategisch in Reden platziert, der moralischen Rechtfertigung des Krieges. Hierzu zählen Begriffe wie Demokratie, Freiheit, Gerechtigkeit, Sicherheit, Frieden, Familie, Nation, Humanität, Vaterland, etc.
  • Sprachliche Schönfärberei - Gezielt werden Formulierungen verwendet, die einen beschönigenden Effekt haben wie beispielsweise “Kollateralschaden” statt “Getötete oder verletzte Zivilisten” oder “Luftschlag” statt “Bombardement”.

Mitläuferfang

Es liegt wohl in der Natur des Menschen lieber auf der Gewinner als auf der Verliererseite stehen zu wollen, weswegen wir Menschen uns tendenziell lieber der Mehrheit anschließen. Mehrheiten versprechen Erfolg, denn allzu gutgläubig glauben wir Mehrheiten würden sich niemals täuschen. Die Strategie des Mitläuferfangs nutzt diese menschliche Anlage aus, indem die kundgetane Meinung als die Meinung der Mehrheit verkauft wird. Hierzu werden öfters auch Bilder eingesetzt, die den Eindruck erwecken, eine große Masse würde bereits dieser propagierten Meinung folgen.

Ästhetisierung

Unter dem Begriff Ästhetisierung versteht man eine verschönerte Darstellung einer Sache. Etwa wird durch eine ästhetische Darstellung des Krieges versucht dem Krieg den Schrecken zu nehmen, wodurch abgezielt wird den Krieg dadurch leichter akzeptieren zu können. Fotos und Filme, die den Krieg dokumentieren sollen, werden bewusst so aufgenommen bzw. ausgewählt, dass sie beim Betrachter eher Faszination als Abschreckung auslösen. All das sorgt dafür, dass das Bild schön und ansprechend empfunden wird, und den Betrachter die eigentlich hässliche Kriegsrealität vergessen lässt.

Militainment

Dieser Begriff verbindet “Militär” und “Entertainment” und besonders jüngere Leser sollten schnell erkennen was hier gemeint ist. Hingedeutet wird hier auf die aktive Zusammenarbeit zwischen Militär und Medienunternehmen bei der Produktion von Kriegsfilmen, -serien, -dokumentationen oder Computerkriegsspielen. Beide Seiten ziehen Nutzen daraus: Das Militär stellt die Ausrüstung zur Verfügung, die für eine Produktion nötig ist. Als Gegenleistung verpflichten sich die Medienmacher, den Krieg in der vom Militär gewünschten Weise darzustellen. Letztlich entscheidet das Militär darüber, was gezeigt werden darf und was nicht. So wird der Krieg zum Schauplatz von Heldengeschichten, in denen das Militär ehrenvoll erscheint und andere Möglichkeiten als Krieg zur Lösung von Konflikten ausgeblendet werden. Diese Darstellungsweise trägt dazu bei, dass das Ansehen des Militärs und die gesellschaftliche Akzeptanz von Kriegen steigen.

Auch die Computer- und Softwareindustrie wird durch das Militär unterstützt. Ähnlich wie bei Kriegsfilmen ist ein realistisches Erscheinungsbild für Computerkriegsspiele sehr wichtig. Doch wie kommt man an alle Taktiken, Uniformen, Sounds, Einsatzpapiere oder gar Stimmen und Karten heran? – Man braucht die Army. Da die sich allerdings aussucht, wer welches Material bekommt, kann sie von einem Einspruchsrecht Gebrauch machen. Das ist nicht unstatthaft, wer würde schließlich ein Projekt finanzieren oder unterstützen, das das eigene Werbebild beschädigt?

Fazit

Wie im Lauf des Posts immer deutlicher wird, ist die Bandbreite an Methoden, aus der Propagandisten schöpfen können, beträchtlich. Darüber hinaus stammen diese Techniken nicht aus dem letzten Quartal, sondern hatten jahrhundertelang Zeit, um verfeinert zu werden. Ich hoffe mit diesem Post zur Stärkung der Achtsamkeit im Bereich der Propaganda wie auch der Sensibilisierung im Hinblick auf den Einsatz von Propagandatechniken im Alltag beizutragen. Nur wer Propaganda wie auch Manipulationsversuche als solche erkennt, wird in der Lage sein sich dessen zu erwehren. Das Schlusswort möchte ich nun einer Person überlassen, die mich schon vor Jahren dazu inspiriert hatte mich mit dieser unbequemen Thematik zu beschäftigen:

“Nearly every war that has started in the past 50 years, has been the result of media lies. The media could have stopped it, if they hadn’t reprinted government propaganda but what does that mean? Well, that means basically populations don’t like wars and populations have to be fooled into wars. populations don’t willingly and with open eyes go into a war So, if we have a good media environment then we will also have a peaceful environment. Our number one enemy is ignorance.” - Julian Assange

Quellen

  1. https://www.bpb.de/themen/medien-journalismus/krieg-in-den-medien/130697/was-ist-propaganda
  2. https://www.goodreads.com/book/show/493212.Propaganda
  3. https://weltwoche.ch/daily/prinzipien-der-kriegspropaganda-von-arthur-ponsonby
  4. https://www.morawa.at/detail/ISBN-9783866744158/Morelli-Anne/Die-Prinzipien-der-Kriegspropaganda?CSPCHD=002000000000JAZLG7CSVpoEmIWvrDniZIp7zJA2Cmz9CJ_rwt
  5. https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Prinzipien_der_Kriegspropaganda
  6. https://www.bpb.de/themen/medien-journalismus/krieg-in-den-medien/130699/methoden-der-kriegspropaganda/

Bücher zum Thema

  • Edward Bernays - Propaganda
  • Anne Morelli - Die Prinzipien der Kriegspropaganda
  • Patrik Baab - Propaganda-Presse: Wie uns Medien und Lohnschreiber in Kriege treiben
  • Jonas Tögel - Kognitive Kriegsführung: Neueste Manipulationstechniken als Waffengattung der NATO
  • Gustave Le Bon - Psychologie der Massen
  • Marcus Klöckner - Umstritten: Ein journalistisches Gütesiegel

Videos zum Thema


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