Die Bestellung dreier Freestyle Libre 3 von Abbott kostet 203€ mit Versandkosten. Diese 203€ sind dann sechs Wochen Blutzucker-Monitoring (ca. 5€ pro Tag).
In Deutschland übernehmen die Kassen diese Leistung nur dann, wenn man Typ 2 Diabetiker (nicht Typ 1) ist, und schon insulinpflichtig ist. Das heißt, die Kassen zahlen nur dann, wenn man schon seit Jahren nicht kompliant war, die anderen Maßnahmen entweder nicht ausgeführt hat, oder nicht ernst genommen hat.
Und das, obwohl Studien zeigen, dass CGM (Glukose-Montiore) die "Adherence", also die Komplianz mit Maßnahmen, stark steigern und damit den Verlauf der Erkrankung radikal verändern und die Aussichten verbessern können (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4604539/).
Sowohl T1D als auch kompliante T2D sind hier angeschissen. Die Aussage ist klar: die Kassen wollen keine Gesundheitsförderung durchführen sondern ausschließlich Krankheitsverwaltung betreiben.
In Deutschland sind ein Viertel der Erwachsenen (24% der Frauen, 23% der Männer) adipös (https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/FactSheets/JHealthMonit_2022_03_Uebergewicht_GEDA_2019_2020.pdf?__blob=publicationFile).
Bei 7,2 Prozent der Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren ist ein Diabetes mellitus bekannt. Circa 90 bis 95 Prozent davon sind an Typ-2-Diabetes erkrankt. T2D ist vermeidbar, aber da 95% aller T2D durch Übergewicht und Adipositas bedingt sind, und 80% aller Menschen mit Adipositas das Metabolische Syndrom zwischen 35 und 55 entwickeln, in dem T2D eine große Rolle spielt, wird es immer mehr zum Problem für die Kassen und das deutsche Gesundheitswesen.
In Österreich stirbt alle 50 Minuten ein Mensch an den Folgen der T2D, alle 40 Minuten ein Mensch an den Folgen der Adipositas (https://kurier.at/wissen/gesundheit/diabetes-alle-50-minuten-stirbt-in-oesterreich-ein-mensch-an-den-folgen/402213282). Im Jahr haben wir 63 Milliarden € vermeidbare Kosten (https://adipositas-gesellschaft.de/ueber-adipositas/kosten-der-adipositas-in-deutschland/) durch Adipositas und Übergewicht.
Und trotzdem werden die kleinen Dinge, die Adipositas aktiv verhindern können, nicht gefördert. Mehr laufen und Fahrrad fahren. Klare Aussagen der Politik, klare Stellungnahmen der Wissenschaft, klare Abkehr vom "Fat is Beautiful" Mythos (dann müsste auch der von Steuergeldern finanzierte Funk mal aufhören Fettleibigkeit, Alkoholabusus, etc. zu besschönigen), und so weiter. Die Kosten eines CGM, eines Fahrradwegs, eines Sportzentrums in jeder 30.000+ Stadt, einer in DE einheitlichen und verständlichen Lebensmittel-Markierung, etc. sind weniger als die Kosten der Adipositas über fünf Jahre.
Sport ist nachweislich besser als Medikamente in der Blutzucker- und Blutdruckkontrolle, Gewichtsabnahme, der dramatischen Reduktion von Herz- und Herzkranzgefäßerkrankungen, Cholesterolminderung, Stimmungsaufhellung, Kongitive Funktionsverbesserung, Demenzverhinderung, Reduktion des Verletzungsrisikos, schnellere Heilung von Verletzungen und den Folgen einer Erkrankung (wenn vorher(!) Sport getrieben wurde), und Reduktion des Risikos einer Krebserkrankung.
Fahrradwege, Sportparks, gut ausgeleuchtete Jogging-Strecken, Freigabe aller Waldwege als Wanderwege mit guter Beschilderung und ausreichend Zu- und Abgängen mit ÖPNV Anschluss... es wäre so einfach. Stattdessen zahlen wir lieber die 63 Milliarden jedes Jahr, bezuschussen Dienstwagen, bauen Autobahnen, lassen die Bahn machen was sie will, stellen uns gegen Nacht- und Wochenend-Busstrecken, verkaufen Naherholungsgebiete an Industriemagnaten, privatisieren Seen, und mehr.
Und es fängt mit den Kassen an, die lieber später die teuren Behandlungen als heute das CGM bezahlen.